Wann macht es Sinn, meinen Hund zu kastrieren bzw. sterilisieren? Teil 2
Für das Kastrieren bzw. Sterilisieren von einem Hund gibt es viele Argumente, die sowohl dafür als auch dagegen sprechen. Eine solche Entscheidung sollte also immer gut durchdacht und auch unter Berücksichtigung der gesetzlichen Lage erfolgen. Damit hier eine gute Entscheidung getroffen werden kann, sollen die wichtigsten Faktoren im folgenden Text betrachtet und als Hilfestellung zur Verfügung gestellt werden.
Unterschied zwischen Sterilisation und Kastration und deren Auswirkungen
Viele Menschen vertreten auch heute noch die Ansicht, dass eine Kastration bei einem männlichen und die Sterilisation bei einem weiblichen Vierbeiner durchgeführt wird. Doch diese Annahme ist grundlegend falsch.
Bei beiden Varianten handelt es sich um einen medizinischen Eingriff, der operativ durchgeführt werden muss. Dabei ist eine Vollnarkose erforderlich, was ebenfalls eine Gemeinsamkeit zwischen den beiden Eingriffen darstellt. Sowohl bei der Kastration als auch bei der Sterilisation spricht man von Standard-Eingriffen, die beim Tierarzt durchgeführt werden und in der Regel nicht gefährlich sind. Allerdings gilt es hier zu beachten, dass gerade ältere Hunde auf eine Vollnarkose empfindlicher reagieren können. Aufgrund dessen bleibt also immer ein gewisses Restrisiko, welches man hier auch deutlich machen muss.
Der Unterschied zwischen der Kastration und der Sterilisation liegt in der Methode bzw. der Ausführung der Operation. Beim Kastrieren werden dem Hund die Keimanlagen komplett entfernt. Heisst also, beim männlichen Tier die Hoden, beim weiblichen die Eierstöcke. Beim Sterilisieren werden die Keimanlagen nicht entfernt, sondern lediglich die Leiter abgebunden. Auch hier unterscheidet man zwischen Samenleiter beim Rüden und den Eileitern bei der Hündin.
Auswirkungen und Verhaltensweisen nach einer Kastration:
Eine Kastration lässt keinerlei Restrisiken der Fruchtbarkeit zurück, welches für viele Tierhalter ein wesentliches Argument ist, sich für einen solchen Eingriff zu entscheiden. Darüber hinaus wird bei einem solchen Eingriff die Hormonproduktion unterbunden, was dazu führt, dass die Tiere ruhiger werden. Beispielsweise werden Rüden nicht mehr so intensiv von weiblichen Hunden abgelenkt und können sich auf andere Aufgaben konzentrieren. Zudem werden die Vierbeiner meist auch ruhiger und entspannter.
Doch auch medizinisch bzw. gesundheitlich kann ein solcher Eingriff durchaus Sinn ergeben. Durch die Kastration wird das Risiko einer schweren Erkrankung, wie Leukämie, Gebärmuttervereiterungen oder auch Gesäuge-Tumore deutlich verringert (Achtung! Gilt nicht generell für Tumore). Auch das Risiko einer Prostata-Erkrankung, Diabetes sowie aber auch einer Scheinträchtigkeit können durch einen solchen Eingriff reduziert werden.
Auswirkungen und Verhaltensweisen nach einer Sterilisation:
Bei einer Sterilisation bleibt die Hormonproduktion beim Hund bestehen / weiterhin aktiv. Aus diesem Grund ist beim Vierbeiner nach wie vor das Verhalten eines unkastrierten Tieres zu erwarten. Lediglich das Zeugen von Nachkommen wird durch diesen Eingriff unterbunden. Im Vergleich zur Kastration kommt dieser Eingriff in Tierarztpraxen nur selten vor.
Welche Umstände sprechen für eine Kastration?
Eine pauschale Kastration ist laut Tierschutzgesetz verboten (siehe § 6 Abs. 1 Satz 1 TierSchG). Dies muss an dieser Stelle deutlich gemacht werden. Somit bedarf es guter Gründe, die vorgebracht werden müssen, damit eine Kastration genehmigt wird. In erster Linie handelt es sich hierbei um gesundheitliche Faktoren, die diesbezüglich angebracht werden können.
Einige dieser Argumente wurden bereits oben genannt und zielen auf die Verringerung der Risiken einer schweren Erkrankung ab. Natürlich ist aber auch die Verhinderung einer Fortpflanzung ein wichtiger Punkt, ebenso, wie das Ausbleiben typischer Verhaltensweisen, die durch Hormone entstehen. Bei Rüden kann sich ein solches Verhalten beispielsweise durch exzessives Markieren und ständiges Ausbüxen äussern. Bei Hündinnen hingegen kann es zu Scheinschwangerschaften kommen.
Argumente und Faktoren, die gegen eine Kastration sprechen
Wie bereits erwähnt, wird das Risiko eines Gesäuge-Tumors bei einem Vierbeiner durch eine Kastration reduziert. Jedoch gilt dies, was ebenfalls angemerkt wurde, nicht für alle Tumore. Eher im Gegenteil, denn das Risiko generell an einem Tumor zu erkranken, erhöht sich nach der Kastration für einen Vierbeiner. Es handelt sich hierbei also um ein Für und Wider.
Kastrierte Hunde neigen darüber hinaus zu Übergewicht und Trägheit. Dies ist auf den veränderten Stoffwechsel nach dem Kastrieren zurückzuführen. Auch der Appetit steigert sich bei vielen Hunden. In dem Kontext sollte man verstärkt auf das Gewicht und Aktivität des Hundes achten.
Beim Kastrieren handelt es sich um einen operativen Eingriff und ist daher stets mit Risiken verbunden, auch wenn diese eher gering sind. So kann es etwa zu Nachblutungen kommen oder die Vollnarkose kann besonders bei älteren Hunden zu Nebenwirkungen führen..
Tierheimhunde - eine Option, die viele Vorteile bringt?
Tierheimhunde sind ab einem gewissen Alter meist grundsätzlich kastriert. Eine grössere Gruppe von unkastrierten Hunden zu managen, wäre für die meisten Heime schlicht nicht praktikabel.
Wer einen noch nicht kastrierten Junghund oder Welpen aus dem Tierschutz adoptiert, muss sich zudem meistens dazu verpflichten, den Hund im Nachgang noch kastrieren zu lassen. Viele Tierschutzorganisationen tun dies, da sie der Ansicht sind, dass es schon genug Hunde auf der Welt gibt, die ein Zuhause benötigen.
Wer also einen Hund aus dem Tierheim möchte, hat nebst der guten Tat auch den Vorteil, dass er die Kosten für eine Kastration nicht selbst tragen muss.
Kosten der Eingriffe
Die Kosten für die Kastration eines Hundes können sehr stark variieren. In der Regel müssen hier etwa 250 bis 500 Schweizer Franken einkalkuliert werden, wenn es sich um einen Rüden handelt. Bei einer Hündin liegen die Kosten meist bei mindestens 600 Schweizer Franken . Dieser Unterschied ist auf den Mehraufwand zurückzuführen, der bei einem weiblichen Hund anfällt. Bevor man sich für einen solchen Eingriff entscheidet, ist es generell zu empfehlen, die Kosten vorab mit dem behandelnden Tierarzt abzusprechen. So können später keine Überraschungen bezüglich des Preises entstehen.