Was sieht mein Vierbeiner genau? - Sehen bei Hunden
Bei Hunden ist bekannt, dass das Sehfeld eingeschränkt ist und andere Sinne stärker ausgeprägt sind. Für ein erfolgreiches Überleben ist der Sehsinn besser ausgeprägt als viele denken, dennoch ist das Sehen der Vierbeiner anders ausgeprägt als bei uns Menschen. Doch was genau ist denn anders?
Wie ist das Auge des Vierbeiners aufgebaut?
Das Auge des Vierbeiners verfügt über eine Netzhaut, auf der sich Stäbchen und Zapfen befinden. Mit diesen erkennt der beste Freund des Menschen Farben und Kontraste, wobei die Stäbchen für die Lichtempfindlichkeit zuständig sind. Die Zapfen ermöglichen die Farberkennung, wobei die Vielfalt der Zapfen für das mögliche Spektrum an Farben verantwortlich ist. Menschen erkennen circa 200 Farbtöne, bei dem Hund sind es deutlich weniger. Der Vierbeiner hat aber im Gegenzug mehr Stäbchen und erkennt damit Hell-Dunkel-Verhältnisse besser als wir Menschen wahrnehmen.
Was für ein Sehfeld haben die Vierbeiner?
Das Sehfeld des Hundes ist durch die seitliche Anordnung der Augen sehr gross. Im Vergleich zu dem Menschen sieht ein Hund, bezogen auf den Winkel des Sichtfeldes, deutlich mehr. Ein Vierbeiner hat eine hervorragende Rundumsicht mit circa 240 Grad, der Mensch hat im Gegensatz dazu nur einen Sichtbereich von circa 180 Grad. Der Spruch "Aus den Augenwinkeln" ist bei einem Hund in Bezug auf den Sichtbereich deutlich passender als bei einem Menschen. Dinge, welche wir als Mensch noch nicht realisieren, nimmt die Fellnase bereits wahr. Was sich allerdings nachteilig auswirkt, ist die kleinere Überlappung der beiden Augen, wodurch die Wahrnehmung der räumlichen Gegebenheiten schlechter als bei einem Menschen ist. Auch die Schärfe des Sichtfeldes ist nicht so ausgeprägt, da das Scharfstellen der Linse bei einem Vierbeiner weniger gut funktioniert.
Welche Farben sehen Vierbeiner?
Hunde besitzen zwei verschiedene Arten an Photorezeptoren und nehmen damit zwei verschiedene Farbspektren dar. Hunde sehen Farben in den Bereichen blau-violett und gelb-grün, während das rote Farbspektrum von Hunden nicht wahrgenommen wird. Vierbeiner sind sogenannte "Dichromaten", da die besten Freunde des Menschen zwei Farbspektren wahrnehmen.
Im Gegenzug nehmen wir Menschen mit unseren circa sechs Millionen Zapfen (Sinneszellen) drei Farbspektren wahr. Menschen mit einer Rot-Grün-Schwäche haben aber ein ähnliches Sehvermögen wie unsere Vierbeiner.
Hunde erkennen die Farben schwächer als Menschen, kompensieren dies aber damit, dass sie Helligkeiten besser erkennen können. Dafür sorgen die zahlreichen Stäbchen in der Netzhaut. So erkennen Blindenhunde die konkrete Farbe an der Ampel nicht, aber sie reagieren auf die Helligkeit der Farbe.
In welchem Bereich sehen Hunde scharf?
Die Vierbeiner sehen im Vergleich zu einem Menschen eine etwas verzerrte Abbildung der Umgebung. Ein punktgenaues, scharfes Erkennen wie für einen Menschen ist für einen Vierbeiner nicht möglich. Dieser Unterschied liegt an der Verkrümmung der Hornhaut. Im Schnitt hat die Linse eines Vierbeiners eine Brechkraft von 41,5 Dioptrien, die des Menschen liegt im Bereich von circa 19 Dioptrien. Ein Hund kann nur circa zwei bis vier Dioptrien scharf stellen. Aufgrund der Gegebenheiten des Auges sieht ein Vierbeiner ein Objekt, welches sich näher als 30 - 50 cm befindet, nicht scharf.
Hunde sind also grundsätzlich kurzsichtig im Vergleich zum Menschen. Während die Vierbeiner Kontraste und Bewegungen gut erkennen, ist dagegen ein still stehender Gegenstand schwer auszumachen.
Rehe haben sich diese Gegebenheiten in der Evolution zunutze gemacht und bleiben bei dem Anblick von einem Wolf oder Hund stehen. In diesem Fall übersehen die Wölfe die Beute oftmals. Da das beliebte Haustier vom Wolf abstammt, sind die Strukturen und der Aufbau der Augen vergleichbar.
Wie ist die Wahrnehmung der Vierbeiner bei Nacht?
Hunde sehen im Vergleich zum Menschen dank des „Tapetum lucidum“ im Dunkeln deutlich besser. Diese reflektierende Schicht in der Netzhaut verstärkt einfallendes Licht und ist typisch für nachtaktive Tiere. Bei einem Anleuchten im Dunkeln erfolgt eine Reflexion der Augen, was die Sinneszellen bei Vierbeinern in der Dunkelheit verstärkt erregt. Hunde besitzen eine große Anzahl an Stäbchen auf der Netzhaut, sodass die Wahrnehmung im Dunkeln sehr deutlich und klar ist.
Das Fazit
Die Sehbedinungen des Vierbeiners sind evolutionsbedingt an die Bedürfnisse der Vorfahren angepasst. Für das Erkennen der Beute in der Dämmerung war für die Wölfe ein möglichst breites Sichtfeld überlebenswichtig, während das Erkennen von unbeweglichen Objekten nicht zwingend notwendig war.
Bei allen Hunderassen sind die Grundvoraussetzungen in Bezug auf das Sehen an den Wolf angelehnt. Hunde sind kurzsichtig, sehen dafür aber deutlich besser im Dunkeln als Menschen. Die Vierbeiner sind entgegen vieler Meinungen nicht farbenblind. Die treuen Gefährten sehen aufgrund der Augenstruktur nur zwei Farbspektren.